Wer sich als Verhandler mit Psychologie beschäftigt, landet früher oder später bei Persönlichkeitsmodellen. Davon gibt es viele. Personaler und Führungskräfte wissen: Es fällt nicht leicht, das passende Modell für sich zu finden. So erging es mir als Vertriebsleiter vor vielen Jahren auch; jedenfalls bis ich nach intensiver Recherche auf das SIZE Success Persönlichkeits- und Kommunikationsprofil stieß. Ich war auf Anhieb so begeistert davon, dass ich mich 2019 bei Hannes Sieber zum SIZE Success Coach ausbilden ließ. Heute ist dieses Modell das zentrale Element meiner Verhandlungstrainings. Warum? Weil ich davon überzeugt bin, dass sowohl Menschenkenntnis als auch Selbstkenntnis elementar für Verhandlungserfolg sind. Und weil ich weiß: Das SIZE-Modell liefert wertvolle Unterstützung dafür, Menschen besser einzuschätzen und die eigenen Stärken und Schwächen verlässlich zu erkennen.
Ein Jahr liegt meine Ausbildung zurück und wirkt immer noch nach. Deshalb habe ich mit Hannes Sieber ein Interview für meinen Blog geführt. Ich wollte wissen, wie es dazu kam, dass er das SIZE-Modell entwickelte. Lesen Sie in meinem Blog, was den erfahrenen Experten für Kommunikation, Personal- und Organisationsentwicklung motivierte. Und erfahren Sie, wie er nach vierzig Jahren praktischer Arbeit in Training und Beratung über Persönlichkeitsmodelle und die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit denkt.
Herr Sieber, das Angebot an Persönlichkeitsmodellen ist groß und vielfältig. Was motivierte Sie vor rund zwanzig Jahren, mit SIZE Success ein neues Modell zu entwickeln?
Beruflich bin ich in der Psychotherapie beheimatet. Meine grundlegende theoretische Landkarte war und ist die Transaktionsanalyse, kurz: TA, nach Eric Berne und dessen Schülern. In den 70er und 80er Jahren haben meine Kolleginnen, meine Kollegen und ich sehr viel TA trainiert. Wir haben erfahren: Die TA ist als Modell hervorragend, wenn es darum geht, Laien psychologische Phänomene zu erklären. Doch die TA ist zu umfangreich, um sie an zwei Tagen, an einem oder gar einem halben Tag so klar und umfänglich zu erklären und zu üben, dass Anwender sie verlässlich umsetzen können. Man braucht viel Zeit dafür. Für meinen Kollegen Fritz Zehetner und mich lag es also nahe, ein kompaktes Persönlichkeitsmodell auf Basis bewährter psychologischer Konzepte zusammenzustellen. Herausgekommen ist das SIZE-Modell. Zum einen ist es leicht verständlich, schnell zu lernen und zu trainieren. Zum anderen baut es auf einer breiten wissenschaftlichen Basis bewährter Konzepte auf.
Mit dem SIZE-Modell besetzen Sie eine Nische unter den Persönlichkeitsmodellen. Für welche Fragen liefert Ihr Modell besonders wertvolle Antworten?
Das Besondere an SIZE Success ist, dass es dynamisch einsetzbar ist. Unser Modell antwortet auf die Frage „Wie ist meine Persönlichkeit ausgestattet?“ Und gleichzeitig zeigt es Potenziale und Wege auf, wenn sich Menschen fragen: „Wie kann ich mich entwickeln?“ Nach all den Jahren ist es schön zu sehen, dass über hundert zertifizierte SIZE Success Coachs mit diesem Modell erfolgreich arbeiten.
Sie beschäftigen sich fast Ihr gesamtes Berufsleben mit Persönlichkeitspsychologie. Welche Erkenntnis ist die wichtigste, die Sie gewonnen haben?
Menschen ändern sich nicht gerne. Die meisten jedenfalls nicht. Das gilt besonders, wenn sie viel und ausdauernd darüber sprechen, was in ihrem Leben nicht rund läuft. Wenn sie sich beklagen, in welchen Situationen sie sich unglücklich erleben. Und wenn sie fordern, wie sich die anderen verändern sollen. Mit Maßnahmen zur Personalentwicklung und Trainings tun wir oft so, als wäre es möglich, Menschen im Berufsleben in beliebigen Richtungen, zu allen möglichen Stärken und Fähigkeiten hin zu entwickeln und zu verändern. Doch was geschieht wirklich? Menschen passen sich an das Verhalten an, das ihre Vorgesetzten oder Partner von ihnen fordern. Denn sie wollen negative Konsequenzen vermeiden. Eine wirkliche und vor allem langanhaltende Entwicklung und Veränderung ist das nicht. Deshalb halte ich es für sehr bedeutsam, Mitarbeiter danach auszuwählen, ob sie die gewünschten Fähigkeiten und Potenziale für den Job mitbringen. Und nicht darauf zu bauen, dass man sich den Wunschmitarbeiter dann am Arbeitsplatz schon „zurecht schnitzen“ kann.
Kritiker argumentieren, Persönlichkeitsmodelle werden der menschlichen Individualität nicht gerecht und verleiten zum Schubladendenken. Was sagen Sie diesen Menschen?
Klar, Modelle vereinfachen oder modellieren die Realität. Doch wir Menschen brauchen Modelle. Sie helfen uns, die Komplexität unserer Existenz einigermaßen bewältigen zu können. Wir haben Modelle in allen Wissenschaften, auch in der Psychologie sind sie wichtig und wertvoll. Außerdem: Die Aussage, dass Persönlichkeitsmodelle zum Schubladendenken verleiten, suggeriert, Menschen würden üblicherweise nicht in Schubladen denken. Diesen Eindruck habe ich in meinem Berufsleben noch nie gewonnen (lacht).
Die heute gängigen Persönlichkeitsmodelle sind jahrzehntealt. Sind sie überhaupt noch geeignet, den jungen Menschen gerecht zu werden? Es heißt doch: Die Generationen Y und Z seien ganz anders als frühere Generationen.
Vermutlich sind die jungen Menschen gar nicht so anders als wir. Sie verhalten sich jedoch anders als meine Generation. Zum Glück. Ich sehe es so: Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale lassen sich nach wie vor modellhaft beschreiben. Allerdings verändern Menschen ihre Erscheinungsbilder und Verhaltensweisen. Etablierte Persönlichkeitsmodelle sind nach wie vor wertvoll. Doch es ist wichtig, die Beschreibungen und Modellierungen von Zeit zu Zeit anzupassen und zu aktualisieren.
In Ihrem Seminarhaus in Bidingen durfte ich einen Blick in Ihre Werkstatt werfen. Seit vielen Jahren drechseln Sie wunderschöne Kunstwerke aus Holz. Was lernen Sie aus diesem Hobby für Ihre Arbeit mit Menschen?
Das Tolle am Drechseln ist, dass ich sehr schnell etwas Schönes, ein sichtbares Ergebnis, gestalten kann. Die Arbeit mit Menschen zieht sich in der Regel deutlich länger hin, bis sich Entwicklung zeigt. Und ich erkenne eine Parallele. Es gibt viele unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Charaktereigenschaften, Begabungen und Potenzialen. So gibt es viele unterschiedliche Bäume und Hölzer. Und auch hier ist es wesentlich, das Holz auszuwählen, das sich am besten für das gewünschte Objekt eignet. Mit dem falschen Holz lassen sich bestimmte Drechselarbeiten nicht fertigen. Bei Menschen und Mitarbeitern ist es nicht viel anders. Doch wenn die Auswahl stimmt, dann werden Sie mit wunderbaren Resultaten belohnt; beim Drechseln und bei der Arbeit mit Menschen.
Hannes Sieber ist Entwickler des SIZE Success Persönlichkeits- und Kommunikationsmodells sowie Inhaber und Lizenzgeber von SIZE Success in Bidingen im Allgäu. Als ausgewiesener Experte für Transaktionsanalyse unterstützt der Erziehungswissenschaftler seit 40 Jahren Unternehmen und Einzelpersonen bei allen Themen rund um Kommunikation, Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Aus- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften, Trainern und Beratern.
www.sizesuccess.de
Josef Abeltshauser ist Verhandlungstrainer, Berater und Business-Coach im Großraum Landshut. Der Maschinenbau-Ingenieur hat viele Jahre als Führungskraft im Vertrieb in der B2B-Automotive-Industrie gearbeitet. Als ausgewiesener Experte für Vertrieb und Einkauf unterstützt der Trainer und Online-Trainer Unternehmen dabei, die Verhandlungskompetenzen von Führungskräften und Mitarbeitern zu professionalisieren und praxisnah zu verankern.
www.abeltshauser-training.de